Karpaltunnelsyndrom

Karpaltunnelsyndrom (KTS, Synonyme unter anderem: Carpaltunnelsyndrom, CTS, Medianuskompressionssyndrom, Brachialgia paraesthetica nocturna) bezeichnet eine Nerveneinengung des Medianusnervs, die zu einer Rückbildung, bzw. zum Schwund der Daumenballenmuskulatur (= Atrophie) und typischerweise zu nächtlichen Gefühlsstörungen Schmerzen im  Bereich der ersten drei Finger führen kann. Frauen (vor allem 40. – 60. Lebensjahr) sind davon im Verhältnis 3:1 häufiger betroffen als Männer (meist mit der primären Arbeitshand, häufig bds.).

Anatomie
Unter einem Karpaltunnelsyndrom versteht man eine “Nerveneinengung” im Bereich der Beugeseite des Handgelenks. Hier befindet sich ein breites Band, das sich zwischen Daumen- und Kleinfingerballen ausspannt, direkt über dem Handgelenk.
Dieses Band stellt sich als Dach einestunnelartigen, tiefen Kanals (Karpaltunnels) dar. Dieser Kanal enthält u.a. einen der drei Handnerven – den Nervus medianus. Beim Karpaltunnelsyndrom wird dieser Nervus medianus in diesem Kanal eingeengt und unter Druck gesetzt (s. Abb. blauer Pfeil auf gelben Nerven). Durch diese Einengung ist die nervliche Versorgung der Hand hinter dem Band gestört.

Ursache
Durch den Druck auf den Nerven entstehen Schmerzen. Die Schmerzen treten besonders stark in der Nacht auf.
Das Krankheitsbild kann weiter fortschreiten und ein andauerndes Taubheitsgefühl auslösen, das sich besonders auf Daumen-, Zeige- und Mittelfinger ausdehnt. Bleibt die Erkrankung über viele Jahre hinweg unbehandelt, kann es außerdem zu einem Schwund der Daumenballenmuskulatur kommen. In diesem Fall kann der Daumen den Fingern nicht mehr kraftvoll gegenüber gestellt werden.
Hauptgründe sind Einengungen des Karpalkanals infolge von u.a. Knochenbrüchen, Akromegalie, durch einen Tumor oder vermehrtes Wachstum des o.g. Bandes.
Besonders der zunehmende Computereinsatz, verursacht durch die Nutzung der Tastatur und der „Maus“, verursacht eine deutliche Zunahme im Bereich diagnostizierter Karpaltunnelsyndrome.

Symptome
Beginn häufig mit Einschlafen und Kribbelparästhesien = „Ameisenlaufen“ auf der Kuppe des Mittelfingers. Durch einseitige Bewegungen des Handgelenkes z.B. beim Telefonieren oder Radfahren werden die Beschwerden wie das Gefühl einer angeschwollenen Hand ausgelöst. Die Schmerzen in der ganzen Hand, unter Umständen auch im Unterarmtreten bevorzugt in der Ruhe, in der Regel nachts auf.

Verlauf
Zunehmend häufiger treten die Symptome auch tagsüber auf. Patienten berichten diesbezüglich häufig von „Ungeschicklichkeit“ z.B. beim Halten einer Kaffeetasse und plötzlich auftretender „Schwäche“ der Hand. Das Feingefühl der Haut an Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger reduziert sich immer stärker. In später folgenden Stadien kann es zum Verlust der Daumenballenmuskulatur und mittlerweile glücklicherweise selten zum vollständigen Verlust der Sensibilität (Hautgefühl) in der Hand kommen.

Risikofaktoren
Hier sind der Diabetes mellitus (“Zuckerkrankheit”), Fehlfunktionen der Schilddrüse oder durchgemachte Brüche im Bereich der Handgelenke zu nennen.

Diagnostik
Liegt eine Kompression des Nervus medianus im Handbereich vor, so kann man dies mittels der Messung der „Nervenströme“ (= ENG / EMG) beim Neurologen (= Nervenarzt, Facharzt für Neurologie) feststellen. Hinweis: Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Druckschädigung eines Nerven im Hand- Schulter und Halsbereich gleichzeitig auftreten!

Röntgenaufnahmen / MRT
Die Röntgenuntersuchung von Hand und Handgelenk wird als Basisdiagnostik im durchgeführt, um z.B. eine Arthrose des Daumensattelgelenkes abzuklären bzw. auszuschliessen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist lediglich bei Verdacht auf eine unklare Raumforderung z.B. einen Tumor sinnvoll.

Therapie
Ein Karpaltunnelsyndrom muss nicht immer operiert werden. Häufig genügt in den sogenannten Frühstadien die Einnahme eines Vitamin B-Komplex Präparates oder die interventionelle Therapie des Nerven selbst. Die Therapie wird zusätzlich durch eine speziell angepasste Nachtlagerungsschiene optimiert. Erst bei weiterbestehenden Beschwerden und um irreversiblen d.h. nicht zu behebenden Schäden am Nerven vorzubeugen, sollte eine Operation erwogen werden. Bei der Entscheidung, ob eine Operation sinnvoll ist oder nicht, sind für Sie die klinische Erfahrung von Handchirurg und/oder Nervenarzt (Neurologe = Facharzt für Neurologie) gleichermaßen wichtig. Trotz erfolgreicher Operation und bei richtiger Operationstechnik besteht stets die Möglichkeit, dass die Nervenkompression erneut auftritt.

Karpaltunnelsyndrom und Schwangerschaft
Eine schwangere Frau lagert infolge der hormonellen Veränderungen besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft vermehrt Flüssigkeit u.a. im Karpaltunnel ein. Hieraus kann sich der Druck im Karpaltunnel und damit auf den N. medianus erhöhen und zu einem Karpaltunnelsyndrom führen. Jede werdende Mutter, die ein Karpaltunnelsyndrom aufweist, sollte sich gemeinsam mit dem behandelnden Handchirurgen unter Konsultation der Meinung des Frauenarztes (Facharzt für Gynäkologie) die entscheidende Frage stellen, ob eine solche Operation in der Schwangerschaft stattfinden sollte, zumal diese Beschwerden in den meisten Fällen nach der Entbindung durch die Reduktion des körpereigenen Wassergehaltes ganz ohne Therapie abklingen.